February 22, 2023

Wie reagieren wir auf Krisen?

Krisen erschüttern die Menschheit, leider wortwörtlich, immer wieder aufs Neue. Wir haben uns in diesem Blogpost gefragt, was Krisen eigentlich genau ausmacht und wie wir am besten mit ihnen umgehen.

Vor einem Jahr begann Putin seinen Angriffskrieg in der Ukraine. Dieser Zivilisationsbruch mitten in Europa hat nicht nur ein Land und seine Bevölkerung traumatisiert, sondern hinterlässt auch in den umliegenden Ländern ein Gefühl von gesteigerter Angst und Sorge. Die Erdbeben in Syrien und der Türkei, die zehntausende Tote forderten, tragen ebenso zu einer Anspannung in den Herzen und Gemütern der Menschen bei. Eine Krise scheint der nächsten zu folgen, Corona ist gerade mal ein Jahr her und Zukunftsforscher*innen prognostizieren bis zum Jahr 2050 noch weitere Schwierigkeiten - Wirtschaftskrisen, Klimawandelfolgen und andere Krisen sollen gehäuft auftreten und in Schwere und Dauer sogar zunehmen. Es wird also deutlich, dass wir als Menschheit im Kollektiv aber auch als Einzelne Strategien und Methoden brauchen, um mit Krisen fertig zu werden, ihnen gewappnet und resilient zu begegnen.

Krisen werden durch schwierige und bedrohliche Zustände ausgelöst und maßgeblich durch die öffentliche Wahrnehmung derselben und dadurch resultierende Handlungsinitiativen beeinflusst. Der gesellschaftliche Diskurs vermag Krisen in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen, löst Empfindungen der Empörung, Angst, Anteilnahme oder auch Ohnmacht aus. Häufig resultiert die Krisenperzeption dann in eine Initiative, wie zuletzt eindrücklich die Hilfsbereitschaft der internationalen Suchteams und Lebensmittelspenden in den Erdbebenregionen gezeigt haben.

Eine krisengeprägte Moderne braucht einen konstruktiven Umgang mit den Problemen ihrer Zeit.

Schätzungen zufolge sind weltweit etwa 4500 humanitäre Organisationen tätig, die im Jahr 2017 mehr Menschen gerettet haben als in jedem anderen Jahr seit Gründung der UN. In Deutschland nehmen Zuwendungen für humanitäre Krisen einen wichtigen Stellenwert ein, was sowohl auf staatlicher Ebene in steigenden Ausgaben der Bundesregierung als auch auf privater Ebene in einer relativ hohen Spendenquote ersichtlich wird. Es wird also bereits viel unternommen, um aktuellen Opfern von Krisen zu helfen.[1] Doch ebenso wie der angemessene Umgang mit akuten Problemen ist auch eine präventive Vorbereitung auf Krisen maßgeblich zum gesunden und nachhaltigen Überstehen derselben.

Ein Schlüsselwort in diesem Kontext ist die Resilienz, also die möglichst schadlose Umgangsweise mit und stetige Anpassung an eintretende gefährdende Ereignisse.

Als der Angriffskrieg in der Ukraine begann, entstand für Lukas Kunert und Falk Zientz das Bedürfnis zu helfen. Ihr Gedanke war: „Wenn wir nicht in der Lage sind, die Gewalt dort zu verhindern, dann lasst uns wenigstens unser Zuhause mit Geflüchteten teilen und dafür eine Plattform einrichten.“ Denn es war klar, dass große Flüchtlingswellen aus der Ukraine nach Europa und Deutschland kommen würden.

Aus dieser schnell entstanden Initiative entwickelte sich Dank vielen Partnern das Projekt #UnterkunftUkraine, das noch heute von Geflüchteten aus dem Krisengebiet genutzt wird, um vorübergehend bei privaten Gastgebenden in Deutschland unterzukommen. Durch private Anteilnahme und Aktion sowie das schnelle Handeln der involvierten Organisationen konnte so eine angemessene und funktionale Lösung für die Opfer der Krise gefunden werden und ihrer vulnerablen Ausgesetztheit dem Weltgeschehen gegenüber Abhilfe geleistet werden.

Eine resiliente Antwort auf die Flüchtlingswelle aus der Ukraine war also das Erstellen einer Bettenbörse. Der Stadtstaat Singapur konnte besonders resilient auf die Ausbreitung des Corona Virus reagieren, weil das Land schon länger mit Epidemien und dem Umgang mit denselben zu kämpfen hat und Expert*innen daher im Vorhinein erfolgreiche Strategien zur Unterbindung der Ansteckungen entwickelt hatten. Für ukrainische Soldaten, die nach monatelangem Kampf ausgelaugt und traumatisiert sind, gibt es nun eine Rehaeinrichtung, in denen sie unter therapeutischer Begleitung wieder zu Kräften kommen und gegen zukünftige Strapazen resilient gemacht werden sollen.

So vielfältig wie die Arten von Krisen sind, so vielfältig sind auch die resilienten Antworten auf diese. Eines aber scheinen sie alle gemeinsam zu haben: Die größte Wirkung entfaltet Resilienz in Gemeinschaft. Durch die Vernetzung von Menschen mit jeweils individuellen und einzigartigen Potenzialen können Krisen gelöst werden. In Beziehung können wir einander helfen, um eine lebenswerte Welt zu erhalten und Initiativen zur Krisenbewältigung zu starten. Für genau solche Initiativen ist das Gruppenkonto von elinor gemacht. Wir freuen uns über Kollektive, die sich mithilfe der Plattform für eine bessere, resiliente und krisengewappnete Welt einsetzen.

 

 

Beitrag von Zoran

Foto von #UnterkunftUkraine

 

[1] DIJKZEUL, Dennis: Wann ist eine humanitäre Krise eine humanitäre Krise?, erschienen in: BÖSCH, Frank et al.: Handbuch Krisenforschung, Wiesbaden: Springer Verlag, 2020, S. 206 - 229 (S. 206)

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