21. Dezember 2023

Landgericht München I gibt Guthaben von elinor in Höhe von mehr als 700.000 EUR wieder frei

Gruppenkonten für Klassenkassen, Selbsthilfegruppen und Initiativen konnten auf der Plattform elinor geführt werden. Im Mai 2023 wurde die Plattform in das Verfahren gegen die Letzte Generation hineingezogen. Über 700.000 EUR, die anderen Gruppen der Plattform zuzuordnen waren, wurden in diesem Zusammenhang beschlagnahmt. Diese Gelder werden nun freigegeben.

Fulda, 21.12.2023
Eine zivilgesellschaftliche Infrastruktur zur gemeinschaftlichen Geldverwaltung – dafür ist elinor als Start-up angetreten. Über 1.400 Gruppen und Initiativen haben auf dieser digitalen Plattform ihr Geld verwaltet. Täglich wurden es mehr, von der Chorgruppe bis zum Fußballteam waren alle gesellschaftlichen Gruppen vertreten. „Eine Plattform für die vielen kleinen Gruppen, die Zusammenhalt stiften, wie unsere Kegelgruppe“ so ein elinor Nutzer.
Im Mai 2023 wurden die Räume von elinor durchsucht und ein größerer Teil der Guthaben beschlagnahmt. Hintergrund ist, dass eines der Gruppenkonten von der Letzten Generation genutzt wurde. Mit Blick auf deren spaltende Wirkung hatte elinor dieses Gruppenkonto allerdings bereits im März 2023 gekündigt. Jetzt konnte elinor das Landgericht überzeugen, dass das Guthaben in Höhe von 700.000 EUR anderen elinor-Gruppen zuzuordnen war. Das Landgericht München I hat die Beschlagnahme in dieser Höhe aufgehoben. Die Plattform freut sich über dieses Etappenziel und ist weiterhin im transparenten Austausch mit den Behörden. Dazu der Gründer von elinor: „Die Entscheidung stärkt unser Vertrauen in den Rechtsstaat. Leider war das aber zu spät für die vielen Gruppen, die elinor bereits genutzt haben.“
Bereits im Oktober 2021 hat elinor das „Konto für das Wir“ gestartet. Mit diesem Gruppenkonto konnten Initiativen, Projekte und Teams jeglicher Größenordnung ihre Finanzen verwalten und gemeinschaftlich darüber entscheiden. Ein solches Angebot ist einmalig, deshalb wurde die Entwicklung des Gruppenkontos maßgeblich vom BMWK durch ein Innovationsprogramm gefördert. Die laufenden Zahlen bestätigten den Bedarf: Auch ohne Werbemaßnahmen kamen monatlich 150 Gruppen dazu.
Außerdem initiierte elinor immer wieder soziale Aktionen: Beispielsweise wurde bereits am ersten Tag des Ukraine-Krieges die Initiative "Unterkunft Ukraine" gestartet, die in kurzer Zeit mehr als 50.000 Geflüchteten Privat-Unterkünfte vermittelte, in Kooperation mit dem Bundesministerium des Inneren und anderen Akteuren. Oder die „Kunstnothilfe“: Gleich zu Beginn der Corona-Pandemie starteten Künstler*innen mit elinor diese Kampagne. Zur Unterstützung wurden je rund 1.000 EUR an selbstständige Künstler*innen vergeben - lange bevor öffentliche Hilfen beschlossen wurden. Zusammen mit dem Stern folgte die Aktion Backstage-Helden. Insgesamt wurden damit mehr als 1 Mio. EUR gesammelt.
Mittlerweile musste elinor aber seine Tätigkeit einstellen und die über 1.400 Gruppen ihre Konten auflösen. Ende Oktober 2023 musste das vielversprechende Start-Up die Liquidation beantragen. Leidtragende sind die über 1.400 Initiativen: soziale Projekte, Sportteams, Klassenkassen und Selbsthilfegruppen, die von Krankenkassen bezuschusst werden. Das wird aus vielen Zuschriften an elinor deutlich: „Auch wir waren Teil von elinor mit unserer Selbsthilfegruppe für die seltene Erkrankung Pulmonale Hypertonie. Wir sind kein Verein, wir sind auch kein nicht eingetragener Verein, wir sind einfach nur eine PH Selbsthilfe. Habt Ihr eine Idee, wo wir trotzdem ein Konto gründen könnten, was uns allen gehört?“ Doch ein solches Angebot fehlt nun.


Über elinor:
Gemeinschaftlich lässt sich mehr erreichen – darauf hat das Start-Up Unternehmen elinor gesetzt. 2018 begann es als Forschungsprojekt, das praktische Erfahrungen zur solidarischen Absicherung erprobte. Durch die Kund*innen von elinor entstand daraus 2021 das Gruppenkonto. Dabei verbinden sich Gleichgesinnte – etwa Schulklassen, Sportmannschaften oder die Aktivist*innen von fridaysforfuture – um demokratisch, digital und transparent ihre Geldströme zu verwalten. Die Plattform diente vielen, um sich schnell und einfach zu engagieren. Aufgrund der jüngsten Ereignisse musste die Plattform im Dezember 2023 eingestellt werden.


www.elinor.network


Für weitere Informationen, Interviewanfragen, die Vermittlung von Experten etc. über:
Lukas Kunert
Gründer
Mail: lukas.kunert@elinor.network

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